

Buchvorstellung von Walter Holtfoth Text & Bilder
Zu Besuch bei´s Bierwirts in Oberweier
Es ist elf Uhr, als ich pünktlich bei´s „Bierwirts“ in Oberweier eintreffe um mich mit eben s´Bierwirts Josef" zu treffen. Dieser ist inzwischen 89 Jahre alt und wie kein zweiter dazu berufen die Geschichte seines Oberweiers, seiner Heimatgemeinde, in Anekdoten zu fassen um sie für interessierte Zeitgenossen in seinem neuen Büchlein zu veröffentlichen.
Es sind Geschichten aus Oberweier, die Josef Eisenbeis in seinem neunten Band am Samstag zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentieren wird. Der Titel der 165 Seiten umfassenden Geschichtensammlung ist als roter Faden durch viele Werke von Josef Eisenbeis zu finden: „Das Leben im Dorf um die Jahrhundertwende,“ Untertitel „die gute alte Zeit, war diese wirklich so gut?“
In 48 Kurzgeschichten meist humorvoll verpackt erfährt der Leser, wie es denn so war, damals in der Zeit um die Jahrhundertwende. „Ich hab das natürlich für die Generation festgehalten, die sich an die vielen Übernamen und Begebenheiten noch erinnern kann, aber auch für die Jüngeren versucht die Fragen nach ihren Vorfahren zu erklären,“ so der drahtige Eisenbeis im Gespräch.
Wie kam es beispielsweise zur „Dilde Hannise“ oder zu´s „Schlüsselwirts,“ auch interessant die Tatsache, das Familienmitglieder nach den Berufen benannt wurden wie beispielsweise „ s`Hewamme Maxe,“ sofort bekannt und erkannt als der Sohn Max der Hebamme in Oberweier.
Die Sache mit dem Bart
Eisenbeis berichtet liebevoll über Gewohnheiten, die heute längst in Vergessenheit geraten sind. Wer weiß denn heute noch von der Tatsache, dass man früher zum „Rasierer,“ zum Lauer Schorsch gegangen ist weil die Rasur als notwendig erachtet wurde, gerade wenn Feierlichkeiten anstanden oder halt eben der Sonntag vor der Türe stand. Eisenbeis erzählt, dass in den 30er /40er Jahren lange Bärte oder Schnurrbärte üblich waren, zurückführend auf die Kriegszeit 1914/18 als an der Front eine tägliche Rasur undenkbar war.
Kleine Episoden aus einer Sammlung voller lebendiger Momente aus dem Dorfleben Oberweiers. Auch der Dorfbot, der Ortspolizist, tritt in Erscheinung. Zuviel soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Die Neugier auf das Büchlein ist jedoch sicher berechtigt. Auch so mancher „Zugereiste“ hat sicher Spaß beim Nachlesen, getreu dem Motto: „Wo bin ich denn hier eigentlich gelandet?“
Die Kurzgeschichten sind garniert mit vielen Fotos, Zeitdokumenten die dem Werk seinen ganz besonderen Charme verleihen, wie beispielsweise das Bänkle, dass vor nahezu jedem Haus im Dorf zum „Schwätzle“ genutzt wurde.
„Hesch scho gheert, über die Nachbarn, "Heirat oder Tod", "wer mit wem, dies und das,“ aktives Dorfleben halt. Heute, beschreibt es wohl eine Chatgruppe a´la „Wir in Friesenheim“ auf Facebook im World Wide Web.
Ob die Zeiten früher wirklich besser waren, diese Eingangsfrage beantwortet Josef Eisenbeis nicht wirklich, vielmehr deutet er auf den Wandel und die Veränderungen hin.
In seinem Vorwort findet er durchaus auch mahnendes. „Die letzten Jahre zeigen uns auf, dass auch dem Wachstum Grenzen gesetzt sind.“
Niemand weiß das wohl besser. als ein engagierter Bürger vom Format eines Josef Eisenbeis. Viele Jahre Ortsvorsteher, Gemeinderat und Träger der Staufermedaille.
Der Autor lädt am Samstag, den 2. August um 17 Uhr zur Buchvorstellung ins „Bierwirts“ in die Römerstraße 4 nach Oberweier ein. Im Innenhof , werden alle Gäste bei Speis und Trank willkommen geheißen, so des "Bierwirts Josef". Das Büchlein ist für 20 Euro vor Ort erhältlich.