
Tschüß Herr Pfarrer und Dankeschön!

von Walter Holtfoth, Text und Bilder
Der letzte Gang auf die Kanzel, Rainer Janus, ein Abschied wird gebührend gefeiert
"Wenn nur die Hälfte von allem stimmt, was heute hier gesagt wurde, dann habe ich wohl manches richtig gemacht.“
Ein gerührter Pfarrer Rainer Janus am Ende einer großen und beeindruckenden Feierlichkeit in der evangelischen Kirche in Friesenheim, die ihm zu Ehren am Sonntag in Form eines Gottesdienstes stattgefunden hat, unter stehenden Ovationen seiner Gemeindemitglieder.
Bis auf den aller letzten Platz gefüllt.
Doch von Anfang an:
Es war voll, das Gotteshaus in Friesenheim, voll wie selten zuvor glaubt man den Worten der Besucher, die am frühen Abend noch nach Sitzplätzen Ausschau hielten. Schnell waren diese bis auf den Letzten vergeben.
Friesenheims Seelsorger genoss den Einzug in noch seine Kirche, in Begleitung der Trachtengruppe des Obst- und Gartenbauvereins Friesenheim, an seiner Seite Dekan Rainer Becker, der den offiziellen Teil der Verabschiedung im Laufe des nahezu dreistündigen abends übernehmen sollte.
Posaunenchor und Orgelklänge
Der Posaunenchor Friesenheim unter der Leitung von Michael Fünfgeld unterstützt von Traugott Fünfgeld an der Orgel eröffnete und umrahmte den letzten offiziellen Gottesdienst von Rainer Janus.
Bereits zu Beginn ist in der Kirche eine durch und durch humorvolle Stimmung zu verspüren, ausgelöst durch einen wesentlichen Charakterzug, der den evangelischen Ortsgeistlichen während all seines Wirkens ausgezeichnet hat. Janus selbst war überwältigt von seiner vollen Wirkungsstätte. „Seit Corona treffen wir uns meist draußen, vor der Kirche zum Gottesdienst, da sind es dann dreißig, vierzig Personen,“ stellt er unter dem Lachen der Besucher fest.
Er, dessen Einsatz in Friesenheim ursprünglich für ein halbes Jahr vorgesehen war, genoss nach 34 Jahren Dienstzeit sichtlich den letzten Gang auf seine Kanzel zu einer fulminanten finalen Predigt. Wie es nicht anders zu vermuten war, begann Janus mit einem humorvollen Einstieg, schilderte auf seine ureigene Art den Wettstreit von Handwerkern, wer denn wohl das älteste Gewerk auf Erden sei, den der Elektriker glaubte gewonnen zu haben, heißt es doch in der Bibel und „es war Licht.“
Matthäus 13, 1- 17
Anhand des Gärtnerberufes, den auch Gott ausübte, führte Janus durch seine Lesung, deren Kern auf Matthäus 13, 1- 17, der Erzählung des Sämannes beruhte.
Janus nahm sich bei allem Humor und verschmitzten Ausführungen auch Zeit für ernste Ansätze und sprach die, aus seiner Sicht, negativen Entwicklungen unserer Tage engagiert und deutlich an. „Wer bei der Erwärmung unseres Planeten aus dem Weltklimaabkommen aussteige, beim Blick auf Hunger und Gesundheit vieler Menschen der Weltgesundheitsorganisation den Rücken Kehre, versündigt sich.“ So Janus sinngemäß mit Blick auf das politische Weltgeschehen. Auch die kriegerischen Situationen in Nah und Fern waren kritischer Inhalt einer großen, letzten Ansprache, die von allen Besuchern mit viel Applaus bedacht wurde.
Ein Höhepunkt der Feierlichkeit folgte im gemeinsamen Vortrag der Gesangschöre, dem Kirchenchor und der Gospel Generation der Kirchengemeinde Friesenheim.
Feierliche - fröhliche Abschiedsworte von Dekan Rainer Becker
In seiner Laudatio zum Abschied kam Dekan Rainer Becker auf das Lebenswerk von Rainer Janus in dessen Friesenheim zu sprechen. Becker schilderte, wie sehr sich der Pfarrer in seine Gemeinde und die Gemeinde wohl in ihren Pfarrer verliebt hätten vor 34 Jahren. Es seien Vertreter des Kirchengemeinderates gewesen, die in Karlsruhe vehement für einen Verbleib der Pfarrerfamilie vorgesprochen hatten. Nach den ursprünglichen sechs Monaten, sei dieser Bitte stattgegeben und die Zeit der damaligen Vakanz beendet worden.
Janus der Motivator und Teamplayer
Becker schilderte Janus als rührigen Kümmerer in seinem Engagement in der Bezirks- und Landessynode. Unermüdlich habe er sich für seine Belange im Sinne der evangelischen Kirche eingesetzt. Oft sei dieser Einsatz nicht immer im Einklang mit den Gremien geschehen, rückblickend dennoch gut gewesen. Janus sei stets als grandioser Motivator und Teamplayer hervorgetreten. Becker erinnerte an die Ablehnung des Friesenheimer Vertreters Moderatorenkarten in den Synoden anzunehmen. Ein Bündel dieser mit Wünschen aller Beteiligten versehenen Karten war ein sehr erheiterndes Abschiedsgeschenk.
Die Grüßenden
Auch Bürgermeister Erik Weide kam nicht umhin, sein Grußwort an den Pfarrer und Freund mit einem Witz zu beginnen. Weide ehrte Janus als den zuverlässigen Partner in allen Fragen des gemeinsamen Handelns, auch wenn man nicht immer einer Meinung gewesen sei, bei einem Glas Wein wurden meist optimale Ergebnisse erzielt.
Grüßen aus Diersburg überbrachten Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde des guten Hirten, die von Rainer Janus mit betreut wurde. Nach zweieinhalb Stunden bedankte sich Rainer Janus bei allen Anwesenden, nicht zuletzt bei der Familie, die oft zurückstehen mussten. Nun gelte es für ihn den Apfelbaum zu pflanzen, den er als Luthers Zitat in seiner Predigt erwähnt habe.
Zum Ende der offiziellen Stunden ging es auf dem Vorplatz des Gemeindehauses bei Wurst, Glühwein und vielen persönlichen Gesprächen weiter.
Stets im Mittelpunkt: Pfarrer im Ruhestand Rainer Janus.