Lahr - Festakt zum 3. Oktober mit der Seilschaft in Lahr

Festakt am Tag der deutschen Einheit im Lahrer Schlachthof, gekrönt von einem beeindruckenden Konzert der Seilschaft.

 

Walter Holtfoth Text und Bilder

 

 

Es sieht aus wie handverlesen. Ein Konzert in Corona Zeiten in einem geschlossenen Raum. Platz für 80 Teilnehmer gibt es und jeder ist besetzt. Was wird passieren, wie ist das mit den Hygieneregeln, wie muss ich mich verhalten. Spannung bereits lange bevor der Abend wirklich beginnt.

 

 

 

 

Auffällig viele vertraute Gesichter stehen schon bei unserem Eintreffen vor dem Gebäude, die Masken am Kinn baumelnd, eine Zigarette, ein Bierchen, das ist draußen erlaubt. Verrücktes spielt sich ab, geradezu fast irrationales, wenn ich bedenke, da sind Menschen von weit her angereist ewig nicht gesehen und der Wunsch ist da, alle in den Arm zu nehmen. Das geht auch draußen nicht. Immerhin ist das Lächeln zu sehen als Begrüßung beim Ellenbogengruß und ja, dieses Lächeln ist schon fast soviel wie ein freundschaftlicher Händedruck.

 

Quo Vadis Kultur? Ist eine vielfach ausgesprochene Frage, gleich nach dem "Wie gehts Dir," denn beides hängt unmittelbar zusammen, wenn viele Kulturschaffende und Anhänger in diesen Zeiten aufeinander treffen.

 

Ich betrete den Veranstaltungsraum um ihn in diesem Zustand zu analysieren und bin verwundert, dass die Stühle Seite an Seite aufgebaut sind, okay auffällig viel Platz nach vorne und im Nacken. Peter Jehle weiht mich in sein Wissen um die Richtlinien ein. Ich kann ihm folgen, also gut gemacht Peter.

 

Kein Jammertag  ( Markus Ibert)

 

Um 19:30 sind dann alle da, Konzertbesucher und geladene Gäste aus Landes-, Kommunal-, Bundespolitik und die Presse. Der erste Bürgermeister Guido Schöneboom hat die Ehre den Abend zu eröffnen. Er versucht nicht, seinen Heimatdialekt zu verbergen und outet sich zugleich als Mitbürger Lahrs mit seinen Wurzeln die drüben im Osten sind. Ihm war es gelungen als bekennender Fan der Seilschaft, die Band ein zweites mal aus Anlass des 03. Oktober für Lahr zu gewinnen. Schöneboom dankte den Helfern um das Konzert, der Lahrer Rockwerkstatt und Birgit König für die gelungene Vorbereitung. Er war es dann auch, der mit viel sächsischem Flair in der Sprache, die Corona Regeln explizit erklärte, so dass alle Besucher auch wirklich wussten, was sein darf und was nicht. Lahrs Oberbürgermeister Markus Ibert ging in seiner Rede intensiv auf den Tag der deutschen Einheit ein. Wirtschaftliche Fehler in Wendezeiten sah er im Rückblick ebenso wie die Feststellung: „Wenn Ostdeutsche die Wiedervereinigung kritisieren, werden sie schnell als undankbar hingestellt. Wenn Westdeutsche es tun, gelten sie als arrogant und geschichtsvergessen.“

Er appellierte, die Mauern aus den Köpfen zu bekommen und einen echten Feiertag aus dem 03. Oktober zu machen und keinen Jammertag.

 

90 Minuten Vollgas mit der Seilschaft - Standing Ovations und ein Versprechen der Band 

 

Die Band selbst hatte sich bereits am Vortag auf einen weiten Weg im Sinne einer weiten Anreise aus Berlin nach Lahr gemacht. Sie legten gleich mit einer fühlbaren Spielfreude los. Christian Haase brillierte als Sänger ebenso wie alle Mitstreiter auf der Bühne.

Zu erleben waren sie, die großen Erfolge Gerhard Gundermanns. Viele Besucher sangen die Lieder leise mit. Es ist dieses Erlebnis, Gundermanns Lyrik in seine Musik verpackt zu erleben. Haase verstand es geschickt den Gesang zu variieren. Es war nicht einfach nur nachgesungen, sondern erkennbar, Haase ist nicht Gundi, wenngleich dieser auch immer wieder stimmlich zu hören war. Neues hatte die Seilschaft ebenfalls mitgebracht nach Lahr und so ihren Fans Lust auf das neue, kommende Album gemacht.

Zum Ende des Konzerts hielt es das Publikum nicht auf den Stühlen. Standing Ovations als Dank für ein großartiges, fetzig - rockiges aber auch besinnlich leises Programm.

Die Band lieferte ein Beispiel leidenschaftlicher Rockmusik ab, locker, kraftvoll und stets bescheiden. Für das Publikum eine erfrischende Erfahrung.

 

„ Das war unser letztes Konzert dieses Jahr, kommt gut nach Hause und frohe Weihnachten und nen guten Rutsch,“ scherzte Christian Haase, machte zugleich Hoffnung: „Wir sehen uns nächstes Jahr wieder, dann größer, ein Open Air vielleicht und dann laden wir nicht nur alle Lahrer sondern auch den ganzen Schwarzwald ein!“