Die "Todesschanze" von Friesenheim

Bahnfrei - Kartoffelbrei - Walters Kolumne am Samstag

Ich habe neulich meine Kolumnen aus Lahrer - Anzeiger Zeiten mal wieder nachgelesen. Und spontan den Entschluss gefasst, einmal die Woche, Samstag sinnvolles oder sinnfreies hier zu veröffentlichen. Viel Spaß beim Lesen :-) 

 

 

Das geht auch ohne Schnee! Kolumne am Samstag.

Von Walter Holtfoth, Text und Bilder

 

 

Ich musste heute lange hirnen, bis ich das Thema für meine Samstagszeilen gefunden hatte. Auf die Idee brachten mich letztendlich Friesenheimer Kids die in den Straßen herum tollten.

 

zurück in der Zeit - Traktoren ziehen Schlitten durchs Dorf 

 

Ich muss allerdings erst einmal in den Zeiten zurückspringen, um es für uns Alle verständlich zu machen.

Wer kann sich noch erinnern, dass wir noch bis in die späten 70er Jahre hinein mit den Schlitten im Dorf von den Traktoren der Bauern gezogen wurden, die gleichzeitig den Schnee auf den Straßen geglättet haben?

 

Ziele: Streitberg, Schönberg, Kandel

 

In den 80ern war es dann öfters der Fall, dass wir die Schlitten aufs Auto schnallen mussten, um auf den Streitberg, Heuberg, oder auf den Schönberg zu fahren, um damit die tosende Schlittenfahrt in die Tiefe zu starten. Wer hat nicht damals eine Schanze gebaut, über die dann todesmutig gesprungen wurde? „Bahnfrei, Kartoffelbrei," der Schlachtruf von Generationen. Nun, heute müssen wir geduldig warten oder zumindest meist weit, weit nach oben in die Berge fahren, um diese Freude und manchmal diesen Nervenkitzel zu erleben.

 

"Bahnfrei, Kartoffelbrei !"

 

Die Friesenheimer Kinder haben das längst erkannt. Zu beobachten stets in den Nachmittagsstunden, wenn die mit ihren hightech Mountenbikes durch die Wege fegen. Im Park beim Kursana ist ihnen kein Hügel zu hoch, kein Graben zu tief oder gar, in diesen Tagen, zu matschig. Die Spuren sind deutlich sichtbar, ähnlich dem einer Schlittenspur im Frühjahr auf dem Restschnee wärmerer Tage.

 

Die Bilder gleichen sich, "fast"

 

Und wer genau hinguckt erkennt schnell Parallelen zu den Schlittenfahrkünsten. Selbst die „Todesschanze“ ist erkennbar, mühsam und nach vielen Fehlversuchen, jetzt absolut tritt- und sprungfest gebaut. Es ist für den zufälligen Betrachter mindestens genau so gefährlich wie damals die eigenen Sprünge oder die der eigenen Kinder damals im Schnee.

 

 

„Digga mir zeigen dem Walter mal wie weit wir kommen.“ Digga, und sie haben diesmal nicht mich gemeint.

 

Der Angesprochene fährt mit seinem Bike weit die Gasse nach hinten, dreht zwischen Schreiberhaus und katholischer Kirche um und nimmt ihn, seinen Anlauf. „Bahn frei!“ schallt es mir entgegen, ich vermisse das „Kartoffelbrei!“ schaffe es aber dennoch das Handy für mein Beweisfoto zu zücken. Mutig und sehr selbstbewusst setzt der „Digga“ an und kommt nach gefühlten zwei Metern Sprung sicher zur Landung.

 

Mir hat beim zusehen manches empfindiche Körperteil weh getan, ganz so wie damals im Schnee, am Berg.

 

Hier steht das dann :-) 

 

 

„Wo steht das dann?“ „Friesenheim Aktuell,“ hab ich ihm versprochen. Und was man verspricht sollte man auch halten.