Zoff um Umbau Kloster Heiligenzell zur Kita

Räte sind von der Kostenexplosion schockiert

Der Klosterumbau in Heiligenzell erregt die Gemüter

Von Walter Holtfoth, Text / Grafik Planungsbüro Hansert.

Quelle: Badische Zeitung  

 

Mächtig Dampf wurde in der Sitzung des Gemeinderates am vergangenen Montag abgelassen. 

 

Schon bei der Sichtung der Tagesordnungsunterlagen war dem neutralen Beobachter klar, dass der Punkt 3 mit der Überschrift „Umbau Kloster Heiligenzell zur Kindertagesstätte. Wahl der Ausführungsvariante, Freigabe der Vorplanung und Bereitstellung von Haushaltsmitteln,“ nicht einfach so durchgewunken würde.

 

Kostensteigerung erregt die Gemüter

 

Die Gemüter erregte in erster Linie die Kostensteigerung gegenüber der Planung aus dem Jahre 2018.

Damals ist die Planung belief sich „grob geschätzt,“ so die Beschlussvorlage auf 1,2 Millionen Euro. Nun standen allerdings völlig andere Zahlen zur Diskussion und Abstimmung. Gesprochen wird inzwischen je nach Variante von 2,33 beziehungsweise 2,55 Millionen Euro, was einer Verdoppelung gleichkäme.

 

„Wir hatten diesen Aufzug nicht im Blick, der hat uns eiskalt erwischt.“ Erklärte Charlotte Schubnell (CDU) gegenüber Friesenheim Aktuell ihre Sicht zu einem Teil der Mehrkosten. In der Aussprache wurde klar, dass vieles was jetzt deutlich wurde nicht auf die Zustimmung der Ratskollegen traf.

 

Julius Haas, bekannt als Freund klarer Worte, schwelgte nahezu vor Sarkasmus. Mit den Worten: „Das ist fast grob Fahrlässig,“ hegte er Zweifel am zuständigen Planungsbüro. Zur Praxis der Kostenschätzung empfahl er künftig am Lotterierad zu drehen oder zu Würfeln. Das Umbauprojekt vom Kloster Heiligenzell zur kommunalen Kindertagesstätte barg kommunalpolitischen Sprengstoff in der weiteren Diskussion.

 

Michael Walter ( GLU ) "die Entwürfe sind potthässlich," Markus Rottler ( SPD) schwillt die Halsschlagader 

 

Christian Erb (Freie Wähler) betonte, dass die Kostensteigerung von seiner Fraktion mehr als ärgerlich sei. „Wir haben damals schon vor einem Anstieg der Kosten im Kloster gewarnt und uns auch deshalb für einen Neubau eingesetzt.“ Ähnlich die Sicht von Michael Walter (GLU) der eine Verdoppelung der Kosten „unverzeihlich“ seien. Vom Aussehen der Entwürfe ganz zu schweigen. Walter nannte beide Entwürfe „Potthässlich.“

 

Dietmar Kairies (GLU) gießt Öl ins Feuer 

 

„Mir sind die Halsschlagadern angeschwollen!“ Dieses Bild vermittelte Markus Rottler ( SPD ) angesichts der Summe, mit der man sehr wohl etwas neues hätte bauen können. Er gab zu Bedenken, die Idee eines Neubaus nochmal in die Diskussion einzubeziehen.

Öl ins Feuer goss Dietmar Kairies ( GLU) der die taktischen Manöver bei Ausschreibungen und Planungen in der Vergangenheit  beschrieb: Wenn jemand etwas Bestimmtes nicht wollte, dann seien Kostenschätzungen stets recht hoch angesetzt worden. Ein Vorwurf, den Bürgermeister Erik Weide deutlich zurückwies: „Kritik lassen wir uns als Verwaltung gefallen, aber das ist eine Unterstellung, die ich so nicht stehen lassen kann.“ Da sei nicht nur die Verwaltung gemeint gewesen korrigierte sich Kairies. Ein Ärgernis bleibe die Kostenexplosion allemal.

 

CDU und Freie Wähler wollen trotz des Kostendrucks an den vorliegenden Plänen bestehen. Dies gaben sowohl Brigitta Schrempp für die CDU als auch Andreas Bix für die Freien Wähler bekannt.

 

Katrin Hansert, Planungsbüro Hansert & Partner: „Ich finde es ein bisschen hart, uns hier als unfähiges Büro hinzustellen.“

 

Das viel gescholtene Planungsbüro indes rechtfertigte sich am Montag deutlich. Katrin Hansert vom Planungsbüro Planschmiede Hansert und Partner erklärte den Auftrag verantwortungsvoll ausgeführt zu haben: „Wir hatten den Auftrag, binnen kürzester Zeit einen Variantenvergleich mit 20 Gebäuden anzufertigen und jeweils eine grobe Kostenschätzung zu nennen. Das haben wir getan – auch wenn wir heute so früh und auf dieser Basis sicher keine Zahl mehr nennen würden“, räumte Hansert ein. „Ich finde es ein bisschen hart, uns hier als unfähiges Büro hinzustellen.“ Sie warnte davor, davon auszugehen, dass ein Neubau günstiger sei.

Am 24. März wird im Ortschaftsrat Heiligenzell final beraten, bis wieder dem Gemeinderat zur Abstimmung vorgelegt wird.